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Dienstag, 11. April 2017
Von dem Phänomen, dass die Gefühle anderer oft meine überdecken
nacy_marynow, 22:27h
Es klingt oft so, als würde ich durch meine Synästhesie immer den totalen Durchblick haben. Viele denken, ich könne alles filtern und alles durchschauen. Tatsächlich werde ich aber sehr oft geblendet - nicht im Wahrnehmen der Farben, sondern in deren wahrheitsgemäßer Einschätzung.
Es ist ein Problem, auf das ich schon häufig gestoßen bin. Besonders klar wurde es mir aber im 2. Blockpraktikum meiner Erzieherausbildung, welches ich vor über einem Jahr in einem Kinder- und Jugendschutzhaus absolvierte. Manchen ist eine solche Einrichtung vermutlich besser als "Inobhutnahmestelle" bekannt. Dorthin kommen Kinder und Jugendlichen, die durch akute Vorfälle schnell aus ihrem Umfeld mussten, und sie bleiben Tage, Wochen oder Monate dort, bis klar ist, wie es weitergeht.
Im Umgang mit den Jugendlichen fiel dieses "Problem" mit meiner Wahrnehmung besonders stark auf. In vorangegangenen Beiträgen habe ich bereits geschildert, dass ich nicht nur die Gefühle der anderen als Farben wahrnehme, sondern sie auch mitempfinde, weshalb beispielsweise schlimme Gefühle dafür sorgen, dass es mir schlecht geht. Und genau an dieser Stelle entsteht der Fehler. Die Gefühle der anderen, die auf mich einströmen und die ich empfinde, als wären es meine eigenen, werden - wenn ich nicht aufpasse - nur allzu schnell tatsächlich zu meinen eigenen. Ich vertrete die Empfindungen und Stellungen der anderen Person, weil es mir nicht möglich ist, mich davon abzugrenzen. Das ist besonders bei intensiven Gefühlen so. Wenn ein Jugendlicher in der Einrichtung verzweifelt war, weil er Kontaktverbot zu einem für ihn wichtigen Menschen hatte, empfand ich seine Verzweifung mit. Und wenn ich tagtäglich damit konfrontiert war, neigte ich dazu, mich mit ihm zu identivizieren. Ich verteidigte also im Team die Interessen des Jugendlichen, sprach davon, dass diese Person offensichtlich dem Jugendlichen guttat und dass es nur menschlich sei, gegen das Kontaktverbot vorzugehen. Von diesen Dingen war ich überzeugt, wenn ich sie aussprach. Was mir jedoch erst einige Tage später bewusst wurde, war die Tatsache, dass es nicht meine Gefühle und Überzeugungen gewesen waren, die mich zu diesen Aussagen gebracht hatten. Ich hatte so etwas gesagt, weil mich die Gefühle des Jugendlichen beeinflusst hatten.
Dies kam mehr als einmal vor und so entschied ich für mich, den Jugendbereich vorerst abzuschreiben und mich den Kindergartenkindern zuzuwenden. Kindergefühle sind ganz anders - doch dazu ein andermal mehr. Der entscheidende Punkt ist, dass ich in Beobachtungen und Einschätzungen noch weniger objektiv bin - und sein kann - als andere. Dies ist manchmal gut, und manchmal schlecht. Es kann mir helfen, gerade wenn eine Situation erfordert, sich in einen Menschen hineinzuversetzen, der sehr schwierig zu verstehen ist. Dann bin ich im Vorteil. Doch es hat seine Tücken. So eben auch diese, und das ist eine große. Und ein Grund, weshalb ich sehr oft mit meinen Wahrnehmungen hinter dem Berg halte. Ich neige zu Effekthandlungen, und ganz besonders auf der emotionalen Schiene. Vielleicht bin ich deshalb schon so oft angeeckt.
Es ist ein Problem, auf das ich schon häufig gestoßen bin. Besonders klar wurde es mir aber im 2. Blockpraktikum meiner Erzieherausbildung, welches ich vor über einem Jahr in einem Kinder- und Jugendschutzhaus absolvierte. Manchen ist eine solche Einrichtung vermutlich besser als "Inobhutnahmestelle" bekannt. Dorthin kommen Kinder und Jugendlichen, die durch akute Vorfälle schnell aus ihrem Umfeld mussten, und sie bleiben Tage, Wochen oder Monate dort, bis klar ist, wie es weitergeht.
Im Umgang mit den Jugendlichen fiel dieses "Problem" mit meiner Wahrnehmung besonders stark auf. In vorangegangenen Beiträgen habe ich bereits geschildert, dass ich nicht nur die Gefühle der anderen als Farben wahrnehme, sondern sie auch mitempfinde, weshalb beispielsweise schlimme Gefühle dafür sorgen, dass es mir schlecht geht. Und genau an dieser Stelle entsteht der Fehler. Die Gefühle der anderen, die auf mich einströmen und die ich empfinde, als wären es meine eigenen, werden - wenn ich nicht aufpasse - nur allzu schnell tatsächlich zu meinen eigenen. Ich vertrete die Empfindungen und Stellungen der anderen Person, weil es mir nicht möglich ist, mich davon abzugrenzen. Das ist besonders bei intensiven Gefühlen so. Wenn ein Jugendlicher in der Einrichtung verzweifelt war, weil er Kontaktverbot zu einem für ihn wichtigen Menschen hatte, empfand ich seine Verzweifung mit. Und wenn ich tagtäglich damit konfrontiert war, neigte ich dazu, mich mit ihm zu identivizieren. Ich verteidigte also im Team die Interessen des Jugendlichen, sprach davon, dass diese Person offensichtlich dem Jugendlichen guttat und dass es nur menschlich sei, gegen das Kontaktverbot vorzugehen. Von diesen Dingen war ich überzeugt, wenn ich sie aussprach. Was mir jedoch erst einige Tage später bewusst wurde, war die Tatsache, dass es nicht meine Gefühle und Überzeugungen gewesen waren, die mich zu diesen Aussagen gebracht hatten. Ich hatte so etwas gesagt, weil mich die Gefühle des Jugendlichen beeinflusst hatten.
Dies kam mehr als einmal vor und so entschied ich für mich, den Jugendbereich vorerst abzuschreiben und mich den Kindergartenkindern zuzuwenden. Kindergefühle sind ganz anders - doch dazu ein andermal mehr. Der entscheidende Punkt ist, dass ich in Beobachtungen und Einschätzungen noch weniger objektiv bin - und sein kann - als andere. Dies ist manchmal gut, und manchmal schlecht. Es kann mir helfen, gerade wenn eine Situation erfordert, sich in einen Menschen hineinzuversetzen, der sehr schwierig zu verstehen ist. Dann bin ich im Vorteil. Doch es hat seine Tücken. So eben auch diese, und das ist eine große. Und ein Grund, weshalb ich sehr oft mit meinen Wahrnehmungen hinter dem Berg halte. Ich neige zu Effekthandlungen, und ganz besonders auf der emotionalen Schiene. Vielleicht bin ich deshalb schon so oft angeeckt.
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