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Montag, 24. April 2017
Jetzt tu nicht so, ich hab´s doch längst gesehen...
nacy_marynow, 21:42h
Noch befinde ich mich auf den letzten Metern meiner Erzieherausbildung, und ich kann das Licht am Ende des Tunnels schon sehen - endlich arbeiten, bald ist es soweit! Doch noch sitze ich Tag für Tag in einem Raum mit meiner Klasse. Meine Klasse - ein bunt gemischter Haufen Leute mit ständigem Stimmungs-Auf-und-Ab. Und damit meine ich nicht nur die Farben, sondern vor allem die Tatsache, dass sich das Klassenklima oft ändert. Tatsächlich gibt es nur eine Handvoll Leute, die darin authentisch sind - und das sollen alles Erzieher werden ... naja, es ist nicht mein Part, sowas zu beurteilen. Was ich allerdings sehr wohl beurteilen kann, ist, dass sehr viele sich selbst und anderen viel vorspielen.
Eine Mitschülerin hebe ich hierbei besonders hervor. Sie ist älter als ich, aber nicht viel, sie ist um die 30 und bereits Mutter. In meinem zweiten Ausbildungsjahr wechselte sie von einer anderen Schule zu uns, und nach einem halben Jahr waren sie und ich plötzlich Banknachbarn. Sie zählt zu den Aufmerksamen, das heißt, sie hatte bereits von meiner Synästhesie mitbekommen, obwohl nur ein ganz kleiner Teil der Klasse davon wusste. Und sie war fasziniert. Andauernd löcherte sie mich mit Fragen. Welche Farben standen für welches Gefühl? Wie viele Farben hat ein Mensch meistens so? Und so weiter.
Das hielt ungefähr zwei Wochen an. Ich sah, dass ihr Interesse ehrlich war, und gab ihr meistens Antwort. In der dritten Woche änderte sich ihre Farbwelt dann immer öfter: zwischendurch konnte ich bei ihr Farben entdecken, die in die ablehnend-distanzierte Richtung gingen. Sie tauchten wie kurze Schnappschüsse im Wechsel mit ihren üblichen Farben auf.
Nun bin ich kein Mensch, den es unglaulich stört, wenn jemand ihn nicht sympatisch findet (nicht mehr, aber das ist ein anderes Thema). Doch es irritierte mich, denn die Art und Weise war ungewöhnlich, dieser unregelmäßig aprupte Wechsel verwirrte mich. Um es besser einordnen zu können, malte und schrieb ich es auf. Noch eine Woche verging, dann schrieb sie mich eines abends an, sie wolle, dass ich den Sitzplatz wechsle, da es mit uns nicht passe.
Das Ganze ist über ein Jahr her. Wir haben nicht viel miteinander zu tun, und wenn doch, sprechen wir normal miteinander. Manchmal kommen mir gegenüber komische Spitzen, die andere nicht zu hören scheinen. Doch auch wenn sie nicht kommen, sehe ich, dass ihr freundlicher Umgang mit mir nichts als Schein ist, denn dieser Farbwechsel geschieht noch immer. Nämlich, sobald sie mit mir spricht. Ich weiß, dass sie nichts gegen mich hat. Ich weiß, dass ihr bewusst ist, dass ich diese Veränderung sehe. Es ist eine Art Mischung aus Unsympathie, Falschheit, Verstellung und seltsamer Lebenseinstellung, die diese Frau in sich trägt - und ich muss zugeben, besonders gern halte ich mich in ihrer Gegenwart auch nicht auf.
So wie bei ihr, passiert es mir oft. Menschen sprechen mit mir oder mit mir oder anderen über jemanden, oder sie gehen miteinander irgendwie um; und ich sitze da und denke: Du meinst etwas anderes. Du tust nur so. Dir geht das-und-das durch den Kopf. Und immer, wenn ich in einer Situation bin, frage ich mich, warum sie nicht einfach zugeben, was sie doch eigentlich am liebsten sagen wollen.
Eine Mitschülerin hebe ich hierbei besonders hervor. Sie ist älter als ich, aber nicht viel, sie ist um die 30 und bereits Mutter. In meinem zweiten Ausbildungsjahr wechselte sie von einer anderen Schule zu uns, und nach einem halben Jahr waren sie und ich plötzlich Banknachbarn. Sie zählt zu den Aufmerksamen, das heißt, sie hatte bereits von meiner Synästhesie mitbekommen, obwohl nur ein ganz kleiner Teil der Klasse davon wusste. Und sie war fasziniert. Andauernd löcherte sie mich mit Fragen. Welche Farben standen für welches Gefühl? Wie viele Farben hat ein Mensch meistens so? Und so weiter.
Das hielt ungefähr zwei Wochen an. Ich sah, dass ihr Interesse ehrlich war, und gab ihr meistens Antwort. In der dritten Woche änderte sich ihre Farbwelt dann immer öfter: zwischendurch konnte ich bei ihr Farben entdecken, die in die ablehnend-distanzierte Richtung gingen. Sie tauchten wie kurze Schnappschüsse im Wechsel mit ihren üblichen Farben auf.
Nun bin ich kein Mensch, den es unglaulich stört, wenn jemand ihn nicht sympatisch findet (nicht mehr, aber das ist ein anderes Thema). Doch es irritierte mich, denn die Art und Weise war ungewöhnlich, dieser unregelmäßig aprupte Wechsel verwirrte mich. Um es besser einordnen zu können, malte und schrieb ich es auf. Noch eine Woche verging, dann schrieb sie mich eines abends an, sie wolle, dass ich den Sitzplatz wechsle, da es mit uns nicht passe.
Das Ganze ist über ein Jahr her. Wir haben nicht viel miteinander zu tun, und wenn doch, sprechen wir normal miteinander. Manchmal kommen mir gegenüber komische Spitzen, die andere nicht zu hören scheinen. Doch auch wenn sie nicht kommen, sehe ich, dass ihr freundlicher Umgang mit mir nichts als Schein ist, denn dieser Farbwechsel geschieht noch immer. Nämlich, sobald sie mit mir spricht. Ich weiß, dass sie nichts gegen mich hat. Ich weiß, dass ihr bewusst ist, dass ich diese Veränderung sehe. Es ist eine Art Mischung aus Unsympathie, Falschheit, Verstellung und seltsamer Lebenseinstellung, die diese Frau in sich trägt - und ich muss zugeben, besonders gern halte ich mich in ihrer Gegenwart auch nicht auf.
So wie bei ihr, passiert es mir oft. Menschen sprechen mit mir oder mit mir oder anderen über jemanden, oder sie gehen miteinander irgendwie um; und ich sitze da und denke: Du meinst etwas anderes. Du tust nur so. Dir geht das-und-das durch den Kopf. Und immer, wenn ich in einer Situation bin, frage ich mich, warum sie nicht einfach zugeben, was sie doch eigentlich am liebsten sagen wollen.
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Dienstag, 11. April 2017
Von dem Phänomen, dass die Gefühle anderer oft meine überdecken
nacy_marynow, 22:27h
Es klingt oft so, als würde ich durch meine Synästhesie immer den totalen Durchblick haben. Viele denken, ich könne alles filtern und alles durchschauen. Tatsächlich werde ich aber sehr oft geblendet - nicht im Wahrnehmen der Farben, sondern in deren wahrheitsgemäßer Einschätzung.
Es ist ein Problem, auf das ich schon häufig gestoßen bin. Besonders klar wurde es mir aber im 2. Blockpraktikum meiner Erzieherausbildung, welches ich vor über einem Jahr in einem Kinder- und Jugendschutzhaus absolvierte. Manchen ist eine solche Einrichtung vermutlich besser als "Inobhutnahmestelle" bekannt. Dorthin kommen Kinder und Jugendlichen, die durch akute Vorfälle schnell aus ihrem Umfeld mussten, und sie bleiben Tage, Wochen oder Monate dort, bis klar ist, wie es weitergeht.
Im Umgang mit den Jugendlichen fiel dieses "Problem" mit meiner Wahrnehmung besonders stark auf. In vorangegangenen Beiträgen habe ich bereits geschildert, dass ich nicht nur die Gefühle der anderen als Farben wahrnehme, sondern sie auch mitempfinde, weshalb beispielsweise schlimme Gefühle dafür sorgen, dass es mir schlecht geht. Und genau an dieser Stelle entsteht der Fehler. Die Gefühle der anderen, die auf mich einströmen und die ich empfinde, als wären es meine eigenen, werden - wenn ich nicht aufpasse - nur allzu schnell tatsächlich zu meinen eigenen. Ich vertrete die Empfindungen und Stellungen der anderen Person, weil es mir nicht möglich ist, mich davon abzugrenzen. Das ist besonders bei intensiven Gefühlen so. Wenn ein Jugendlicher in der Einrichtung verzweifelt war, weil er Kontaktverbot zu einem für ihn wichtigen Menschen hatte, empfand ich seine Verzweifung mit. Und wenn ich tagtäglich damit konfrontiert war, neigte ich dazu, mich mit ihm zu identivizieren. Ich verteidigte also im Team die Interessen des Jugendlichen, sprach davon, dass diese Person offensichtlich dem Jugendlichen guttat und dass es nur menschlich sei, gegen das Kontaktverbot vorzugehen. Von diesen Dingen war ich überzeugt, wenn ich sie aussprach. Was mir jedoch erst einige Tage später bewusst wurde, war die Tatsache, dass es nicht meine Gefühle und Überzeugungen gewesen waren, die mich zu diesen Aussagen gebracht hatten. Ich hatte so etwas gesagt, weil mich die Gefühle des Jugendlichen beeinflusst hatten.
Dies kam mehr als einmal vor und so entschied ich für mich, den Jugendbereich vorerst abzuschreiben und mich den Kindergartenkindern zuzuwenden. Kindergefühle sind ganz anders - doch dazu ein andermal mehr. Der entscheidende Punkt ist, dass ich in Beobachtungen und Einschätzungen noch weniger objektiv bin - und sein kann - als andere. Dies ist manchmal gut, und manchmal schlecht. Es kann mir helfen, gerade wenn eine Situation erfordert, sich in einen Menschen hineinzuversetzen, der sehr schwierig zu verstehen ist. Dann bin ich im Vorteil. Doch es hat seine Tücken. So eben auch diese, und das ist eine große. Und ein Grund, weshalb ich sehr oft mit meinen Wahrnehmungen hinter dem Berg halte. Ich neige zu Effekthandlungen, und ganz besonders auf der emotionalen Schiene. Vielleicht bin ich deshalb schon so oft angeeckt.
Es ist ein Problem, auf das ich schon häufig gestoßen bin. Besonders klar wurde es mir aber im 2. Blockpraktikum meiner Erzieherausbildung, welches ich vor über einem Jahr in einem Kinder- und Jugendschutzhaus absolvierte. Manchen ist eine solche Einrichtung vermutlich besser als "Inobhutnahmestelle" bekannt. Dorthin kommen Kinder und Jugendlichen, die durch akute Vorfälle schnell aus ihrem Umfeld mussten, und sie bleiben Tage, Wochen oder Monate dort, bis klar ist, wie es weitergeht.
Im Umgang mit den Jugendlichen fiel dieses "Problem" mit meiner Wahrnehmung besonders stark auf. In vorangegangenen Beiträgen habe ich bereits geschildert, dass ich nicht nur die Gefühle der anderen als Farben wahrnehme, sondern sie auch mitempfinde, weshalb beispielsweise schlimme Gefühle dafür sorgen, dass es mir schlecht geht. Und genau an dieser Stelle entsteht der Fehler. Die Gefühle der anderen, die auf mich einströmen und die ich empfinde, als wären es meine eigenen, werden - wenn ich nicht aufpasse - nur allzu schnell tatsächlich zu meinen eigenen. Ich vertrete die Empfindungen und Stellungen der anderen Person, weil es mir nicht möglich ist, mich davon abzugrenzen. Das ist besonders bei intensiven Gefühlen so. Wenn ein Jugendlicher in der Einrichtung verzweifelt war, weil er Kontaktverbot zu einem für ihn wichtigen Menschen hatte, empfand ich seine Verzweifung mit. Und wenn ich tagtäglich damit konfrontiert war, neigte ich dazu, mich mit ihm zu identivizieren. Ich verteidigte also im Team die Interessen des Jugendlichen, sprach davon, dass diese Person offensichtlich dem Jugendlichen guttat und dass es nur menschlich sei, gegen das Kontaktverbot vorzugehen. Von diesen Dingen war ich überzeugt, wenn ich sie aussprach. Was mir jedoch erst einige Tage später bewusst wurde, war die Tatsache, dass es nicht meine Gefühle und Überzeugungen gewesen waren, die mich zu diesen Aussagen gebracht hatten. Ich hatte so etwas gesagt, weil mich die Gefühle des Jugendlichen beeinflusst hatten.
Dies kam mehr als einmal vor und so entschied ich für mich, den Jugendbereich vorerst abzuschreiben und mich den Kindergartenkindern zuzuwenden. Kindergefühle sind ganz anders - doch dazu ein andermal mehr. Der entscheidende Punkt ist, dass ich in Beobachtungen und Einschätzungen noch weniger objektiv bin - und sein kann - als andere. Dies ist manchmal gut, und manchmal schlecht. Es kann mir helfen, gerade wenn eine Situation erfordert, sich in einen Menschen hineinzuversetzen, der sehr schwierig zu verstehen ist. Dann bin ich im Vorteil. Doch es hat seine Tücken. So eben auch diese, und das ist eine große. Und ein Grund, weshalb ich sehr oft mit meinen Wahrnehmungen hinter dem Berg halte. Ich neige zu Effekthandlungen, und ganz besonders auf der emotionalen Schiene. Vielleicht bin ich deshalb schon so oft angeeckt.
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Dienstag, 31. Januar 2017
Wenn sich die Farben im Raum ändern
nacy_marynow, 19:08h
Ein Phänomen, das sich aus der Gefühlswahrnehmung ergibt, ist, dass ich Personenveränderungen in meiner Umgebung sofort bemerke. Und zwar nicht nur, wenn ich wach bin. Auch im Schlaf. Wenn ich mit mehreren Personen im Raum einschlafe, beispielsweise bei einem Abend mit Freunden, weiß ich ja, wer sich im selben Zimmer befindet und sehe auch die Gefühlsfarben, die dazugehören. Mein Kopf sortiert das. Er speichert und verarbeitet, welche Farben von wem kommen; und mit dieser Zuordnung im Kopf, diesem Farbenbild, schlafe ich ein. Verlässt nun jemand den Raum oder kommt jemand dazu, ändert sich dieses Farbenbild - es lösen sich Farben heraus oder werden hinzugefügt. Diese Veränderung bemerkt mein Kopf, und davon werde ich wach. Natürlich kann ich im Schlaf nicht so komplex denken, dass ich weiß, dass ich nur aufwache, weil jemand herausgegangen oder hereingekommen ist, aber das sehe ich ja, wenn ich wach bin. Entscheidend ist, ich werde wach.
Zugegeben, das Ganze klingt schon ziemlich absurd. Deshalb nimmt das auch meistens keiner für voll, wenn ich es erkläre. Gute Freunde von mir mussten es erst mit der Zeit lernen - man kann sich nicht reinschleichen, wenn ich schlafe. Nicht einmal beim Zelten, wenn ich hundemüde in den Schlafsack gefallen bin. Wenn jemand ins Zelt kommt, wache ich auf. Wenn jemand auf Toilette oder sonstwo hin geht, wache ich auch auf. Und wenn derjenige zurückkommt, wache ich nochmal auf. Zum Glück kann ich ja auch schnell wieder einschlafen. Solang die Person, die rausgegangen ist, nicht zulange wegbleibt.
Zugegeben, das Ganze klingt schon ziemlich absurd. Deshalb nimmt das auch meistens keiner für voll, wenn ich es erkläre. Gute Freunde von mir mussten es erst mit der Zeit lernen - man kann sich nicht reinschleichen, wenn ich schlafe. Nicht einmal beim Zelten, wenn ich hundemüde in den Schlafsack gefallen bin. Wenn jemand ins Zelt kommt, wache ich auf. Wenn jemand auf Toilette oder sonstwo hin geht, wache ich auch auf. Und wenn derjenige zurückkommt, wache ich nochmal auf. Zum Glück kann ich ja auch schnell wieder einschlafen. Solang die Person, die rausgegangen ist, nicht zulange wegbleibt.
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